lundi 2 mars 2015

Weibernarr

(Aus der la Meng 3)

Was haben eine Schublade und ein Blitzableiter gemeinsam?
Meine Notizen!

Heute ist mir das Morgenkäffchen kalt geworden. G hatte in der Küche aufgeschrien und ich war hinzu gestürzt, um unseren rotscheckigen Katzen ihre Beute abzunehmen. Ein Spatzenjunges, unversehrt, mit großer Angst in seinen winzigen Augen. Ganz leicht und warm lag es in meiner Hand. Und als ich es draußen unter den Holzscheiten neben dem Backofen vor beiden Minitigern versteckte, war es sofort verschwunden.

Das war noch mal gut gegangen!

Vor dem Aufstehen hatte ich den Bericht über die wieder aufgenommenen Ermittlungen im Fall des Terroranschlags auf dem Oktoberfest am 26. September(Geburtstag meines Bruders) im Jahr 1980 im Zeit-Magazin gelesen. Noch so eine Geschichte über die Neigung und Fähigkeiten des Bundesnachrichtendienstes und anderer deutscher Dienste, die Spuren politischer Verbrechen, zuletzt die der NSU, zu vertuschen. Bevor auch meine politischen Spuren ganz verwischt sind, frage ich, wie es dazu kommen konnte, daß es mich auf die linke Seite und nicht auf die rechte Seite des politischen Spektrums getrieben hat. Waffennarr, der ich in meiner Jugend gewesen bin, ähnlich wie der Attentäter und seine rechtsextremen Hintermänner. Wahrscheinlich verdanke ich das meiner Neigung und Fähigkeit zum Mitleiden, fällt mir als erstes ein. Zweitens meiner Abneigung gegen und Unfähigkeit für alles militärisch Kriegerische, in seiner untergründigen Verbundenheit mit dem Widerspruch zu meinem Vater, dem lebenslang passionierten Jäger und Soldaten. Der es zu Hitlers jüngstem Oberstleutnant gebracht hatte, dann aber doch nicht dazu, Offizier der Bundeswehr zu werden. Bevor ich weiter abschweife, komme lieber zum dritten Grund dafür, dass ich in den 60/70er Jahren, anstatt ins rechtsextreme, ins Linksextreme Lager gedriftet bin. Meine frühe Neigung zu den Frauen! Die ich, komischer Weise, erst als Kader einer neostalinistischen Gruppierung auszuleben begann. Militarisiert, wie ich war. Denn als Spielerei war unsere bolschewistische Organisationsform ja wirklich nicht gedacht. Ein Glück nur, dass es wenigstens für mich nicht zum vorgesehenen blutig revolutionären Ernst gekommen ist. Für den Weibernarren.

dimanche 1 mars 2015

Sonntags im Winterfrühling

(Aus der la Meng 2)


Bei einem decaféinierten Käffchen in einem von meiner Frau getöpferten Tässchen kommt eines unserer wilden Kätzchen und will absolut gestreichelt werden, an diesem vernieselten Winterfrühlingsmorgen. Es ist der 45.Geburtstag meiner älteren Tochter. Und ich habe mich rasiert und mir mein Zickenbärtchen gestutzt. Nach einem Frühstück mit Spiegeleiern, einem für meine Frau und zweien für mich, alle drei gestern aus dem Hühnerstall geholt. Zum Nachtisch unseres Sonntagsfrühstücks gab es aufgetaute Plaumen aus dem letzten Sommer, bei welcher Gelegenheit meine Frau mir die Geschichte von den drei Frauen in Afghanistan erzählte.  Einer Mutter mit ihren beiden Töchtern, vor deren Augen der Vater und Mann von einer dieser Verbrecherbanden im Namen ihres Gottes getötet worden war. Was die drei Frauen nun ihrerseits nicht daran gehindert hat, die ganze Bande mit im Haus befindlichen Waffen niederzumähen. Und mir wiederum den ersten Ganzkörpergänseschauer an diesem denkwürdigen Tag zu bescheren. Nur wegen dieser schrecklich schönen Geschichte. So bin ich halt, eben auch nur einer dieser militanten Pazifisten.

mercredi 11 février 2015

AUF HÖHE DER ZEIT?

(Aus der La Meng 1)

Lieber nicht, sagt mir mein Instinkt. Sei's drum! Was und wie wäre es wohl, heutzutage auf der Höhe der Zeit zu sein? Und wo? In Minsk oder in Mali? Im Streufeuer dazwischen.

Aber, es ist ja nicht nur der Krieg im Norden und Süden Europas, der im Auge zu behalten wäre. Es ist auch der Schlaf der vielen zivilen Atombomben in meinem Gastland, vom Alarm der fliegenden nicht zu reden. Es braucht nur so eine kleine Karambolage, ein Flügelstreifen russisch-europäischer Kampfflieger über den baltischen Staaten und schon hätten wir das große, zunächst nur militärische Schlamassel. Wie es sich seinen Weg bahnt ins Globale.

So sähe es von außen aus, wie von innen?

Meine Frau meint, ich sei krank. Hätte mich endlich auch bei ihr und unseren Nachbarn mit ihren Husten und Schnupfen  angesteckt. Gestern Nacht war mir, ich hätte Fieber. Heute ist mir nur noch mulmig. Ich halte mich nämlich für im Kern gesund. Wer weiß! Wer weiß, was sich da alles angesammelt hat um diesen Kern, was ihn belagert. Wer weiß heute, was er gestern zu sich genommen hat. Was da alles drin war in dem, was wir täglich einatmen, aufessen und austrinken. Stillschweigend begleitet von was für Strahlungen auch immer. Gestern Abend zum Beispiel vergaß ich, den Stöpsel meines Computers neben dem Bett rauszuziehen, hatte aber wohlweißlich den des Handys reingesteckt. Damit ich, für den Fall aller Fälle, auch morgen noch hübsch unter Kontrolle bleibe. Für wenn ich mal ausraste.

Wie anders aber käme ich auf die Höhe unserer Zeit?

Indem ich jetzt mal rausgehe in die Februarsonne und die Vögel füttere. Werden eh immer weniger.